SDSL: Technik und Anbieter

Publisher brauchen Bandbreite

SDSL - der Daten-Highway für Profis

Mit DSL (Digital Subscriber Line) können sehr hohe Datenraten über die herkömmliche Telefondoppelader übertragen werden. Für Profis im Publishing ist die Variante SDSL wichtig. Wir stellen die Technik und die wichtigsten Anbieter vor.

ADSL und SDSL sind die wichtigsten Varianten einer Übertragungstechnik, deren Fundamente erst in den 80er Jahren gelegt wurden: über einfache ungeschirmte Kupferdoppeladern, wie sie seit jeher für das Telefonnetz eingesetzt werden, lassen sich damit Bitraten im Mbit/s-Bereich realisieren. Einziger Haken: die Reichweite ist auf die wenigen Kilometer (maximal 6 km) begrenzt, die im Regelfall zwischen dem Teilnehmeranschluss und dem nächsten Kolokationsraum (Hauptverteiler, früher die Ortsvermittlungsstelle) liegen. Eine Stadt wie Hamburg hat übrigens rund 100 solcher Hauptverteiler. Zwischen dem Colocation-Room der Telekom und dem POP (Point of Presence) des Netzbetreibers muss eine Carrier-Festverbindung (CFV) bestehen.

Die heutige xDSL-Generation ist  bitratenadaptiv, kann also die Datenmenge zugunsten einer höheren Reichweite reduzieren, indem sie auf einer Kupfer-Doppelader mehrere Kanäle parallel nutzen.

HighSpeed auf der „letzten Meile“

Die asymmetrische Variante ADSL macht vor allem als T-dsl bei den privaten Surfern Furore: sie profitieren im Download („downstream“) von den 768 Kbit/s, also der 12fachen ISDN-Geschwindigkeit, während der Upload („upstream“) mit 128 Kbit/s zwar nur zweimal so schnell wie ISDN, aber immer noch längst ausreichend für Webanfragen und eMail ist. Und die ADSL-Flatrate ohne Zeit- und Volumen-Limit gibt’s bei der Telekom für schlappe 49 Mark; andere Anbieter machen es mit diversen Limits noch billiger.

Ende August kündigte die Telekom eine doppelt so schnelle und voraussichtlich auch doppelt so teure HighSpeed-Variante zu T-dsl an, die mit 256 Kbit/s im Upload und 1,5 Mbit/s im Download arbeitet. Die theoretischen Grenzen von ADSL liegen bei 768 Kbit/s upstream und 8 Mbit/s downstream.

Profis brauchen die symmetrische Auffahrt zum Data Highway

Die Profis im Publishing müssen dagegen ebenso oft Daten senden wie empfangen: für sie kommt im Regelfall nur die symmetrische DSL-Variante, also SDSL in Betracht. SDSL liefert Übertragungsraten bis zu 2,3 Mbit/s in beiden Richtungen, das entspricht der 35-fachen Geschwindigkeit gegenüber einer herkömmlichen ISDN Leitung ohne Kanalbündelung. Das ist genug für Videokonferenz, Business-TV, Web Hosting, Firmen-Intranets und die Koppelung von Netzwerken: Eine Datei mit 20 MByte ist in 1,33 Minuten versandt. Die Preise für eine SDSL-Verbindung mit 1.024 Kbit/s liegen bei rund 1.400,- DM/Monat. Da kommt man natürlich schon ins Grübeln, wenn man das mit der neuen Telekom-Rate von 100,- für 256/1500 Kbit/s vergleicht.

Eine typische Publishing-Anwendung wäre etwa die Kooperation verschiedener Unternehmen für einen gemeinsamen Auftraggeber entlang der Supply Chain im Rahmen eines „Collaborative Commerce“ von Agentur, Druckvorstufe und Druckerei.

ATM: preiswerter als Standleitung

Der SDSL-Zugang ist immer verfügbar, lästige Wartezeiten beim Netzzugang entfallen. Er entspricht also einer Standleitung vom T1- bzw. E1-Typ, ist aber viel billiger. Im Gegensatz zu ADSL ist aber die Verträglichkeit mit analogem oder digitalem Telefonverkehr auf der gleichen Leitung nicht sichergestellt. Deshalb ist für SDSL in der Regel ein eigenes Adernpaar und eine separate TAE-Dose für den Router erforderlich.

SDSL beruht auf der Übertragungstechnik ATM (Asynchronous Transfer Mode): bei diesem extrem leistungsfähigen Transportprotokoll wird die Information in sehr kleinen, einzeln adressierten Paketen transportiert, die in nahezu beliebiger Reihenfolge und damit sehr störsicher übertragen werden können. Wird ein Datenpaket beschädigt, wird es einfach noch mal angefordert. Das internationale Maß für die Übertragungsgüte nennt sich Quality of Service (QoS),

DSL-Qualität sensibel

In der Praxis kann nur eine Bitratenmessung nach Inbetriebnahme zu einer verbindlichen Aussage über die de facto verfügbare Bandbreite des SDSL-Anschlusses führen: es gilt als nur bedingt seriös, das schon vorher zu garantieren. Danach sollte man mit einer Garantie allerdings auch behutsam umgehen, denn nicht allein die Entfernungsdämpfung, sondern auch die Störung durch andere Signale beinträchtigen die DSL. Wenn sich Ihr Nachbar irgendwann im selben Leitungsbündel eine 2 Mbit/s Standleitung bestellt, könnte es für Ihrem DSL-Anschluss eng werden. Beliebte Störer sind auch Amateurfunker und Mittelwellensender. All dies kann dazu führen, dass bei Ihnen DSL nicht geht, obwohl sie „eigentlich“ im Versorgungsbereich liegen. Manchmal sind es auch schlichte Verdrahtungsfehler („offener Stich“) in Ihrer internen Telefonverkabelung, die DSL lahm legen. Gelegentliche Einbrüche der DSL-Performance können auch auf das Konto Ihres Plattenbelichters oder eines schlichten Lichtdimmers gehen. Die Ermittlung der Ursachen einer Störung setzt aufwändige Netzwerk-Messtechnik voraus.

Die lokale Verfügbarkeit ist oft das entscheidende Kriterium bei der Auswahl eines Providers. Das Schlagwort dazu heißt Rollout, und der Rollout-Status ändert sich natürlich monatlich. Aber die tatsächliche Verfügbarkeit kann von Haus zu Haus und Straße zu Straße im selben Ort unterschiedlich sein. Deshalb ist eine individuelle Anfrage beim Provider unverzichtbar.

Komplexe Preis- und Tarifmodelle der Anbieter

Was der Kunde im Einzelfall für wie viel Geld bekommt, hängt von so vielen Faktoren ab, dass ein direkter Vergleich sehr schwierig ist. Oft werden auch noch weitergehende Dienstleistungen wie Webhosting, IP-Adresse, Mailaccounts, Telehousing, Network Security (Firewall, Verschlüsselung, VPN), Videokonferenzen, Unified Messaging Services, Streaming Media, Home-Office-Lösungen und ähnliches angeboten. Jeder Nutzer hat auch andere Ansprüche an die Einrichtungszeit, Support-Verfügbarkeit und die Ausfallsicherheit: ein eigenes Backbone-Netz des Providers, internationale Verbindungen oder die Unabhängigkeit von der Telekom können da bei der Auswahl von Alternativen wichtiger sein, als der nackte Preis.

Bitte beachten Sie: bei allen Anbietern wird der Router gestellt. Die Preise gelten pro Monat und stets zuzüglich MWSt.. Die Volumen-Basistarife sind wegen unterschiedlicher Freivolumina nicht direkt vergleichbar. Zum Teil ist Webspace im Preis enthalten.

Mein Tipp: Setzen Sie sich mit Ihren Geschäftspartnern zusammen und verhandeln Sie über einen gemeinsamen Gruppentarif. Sie werden staunen, wie viel Luft da noch in den Preisen ist.

CFopyright: Roland Dreyer 2001

Die Anbieterdaten finden Sie in der PDF-Version!