Das Bildformat FlashPix

FlashPix erlaubt auflösungsunabhängige Bildkommunikation im Netz

FlashPix ist ein Bildformatstandard, der jauch für Farbbilder möglich macht, was bisher dem Text mit PostScript und PDF vorbehalten schien: für die Bearbeitung, Übertragung und Darstellung von Bildern paßt sich die Auflösung und damit die Dateigröße dynamisch dem Betrachtungsbedarf an. FlashPix-Daten können problemlos von einer PhotoCD, also aus dem Archivbestand von ImagePacs in PhotoYCC erzeugt werden.

Schnelles Zoomen auf der Web-Page

Im Internet-Szenario wird der Vorteil von FlashPix am schnellsten erkennbar: man lädt eine Web-Seite mit einem oder mehreren kleinen Bildchen. Zieht man den Rahmen eines Bildes auf Schirmgröße auf, wird die Bildauflösung dynamisch auf maximale Detailwiedergabe angepaßt. Wählt man einen kleinen Ausschnitt aus diesem Bild aus, wird es schirmfüllend gezoomt und immer mehr Details werden sichtbar: wie bei einem fotografischen Zoomobjektiv. Dabei werden aber nicht mehr Daten übertragen, als für die Darstellung des sichtbaren Bildteils notwendig sind. Die neue Architektur ergänzt ideal das PhotoCD-System für die Bildspeicherung auf der Seite der Verarbeitung und Übertragung.

Revolution der Bildbearbeitung am PC

Der von Kodak zusammen mit Hewlett Packard, Live Picture und Microsoft entwickelte Standard revolutioniert aber auch die Bildbearbeitung am PC und realisiert Features, die bislang den Workstations professioneller EBV-Systeme vorbehalten waren. Das Laden, das Rotieren oder die farbmetrische oder geometrische Filterung eines Bildes geschieht quasi in Echtzeit: das Ergebnis ist ohne Zeitverzögerung am Bildschirm sichtbar. Denn alle Prozesse werden an den Grobdaten des Bildes vorgenommen, die gerade für die Monitordarstellung ausreichen. Jeder Bearbeitungsvorgang wird in einer Prozedurliste ("viewing parameters") als Abfolge von Transformationsoperationen gespeichert. Diese Prozedurliste (Skript) beansprucht nur nur wenige KB und wird zusamen mit anderen Skripts, d.h. anderen  Bildversionen mit dem unveränderten Basisbilddaten gespeichert.

Erst bei der Ausgabe des Bildes im Drucker oder Belichter werden diese Skripts auf den Feindatenbestand angewandt; die Transformationsbearbeitungszeit spielt dann keine Rolle, weil der Ausgabeprozeß selbst mit Rippen und Drucken viel länger dauert. In der professionellen Reprotechnik ist dieses Vorgehen - die Trennung von Bearbeitungs- und Feindaten - als OPI-Prinzip (Open Prepress Interface) längst etabliert.

FlashPix-Dateien sind das universelle Bindeglied zwischen Programmen, Online-Diensten und Peripheriegeräten. Eine Konvertierung zwischen proprietären Formaten und Übergabestandards wie TIFF oder JPEG wird entbehrlich.

Maximal 80.000 x 120.000 Pixel

FlashPix arbeitet genau wie die Photo-CD mit hierarchischen Dateibeständen: das Ursprungsbild, das maximal eine Milliarde Pixel enthalten kann, wird solange gevierteilt, bis am Ende lauter Basiszellen ("tiles") mit 64x64 Pixel übrig sind. Die maximale Bildgröße enstpricht z.B. einer Auflösung von 80.000 x 120.000 Pixeln: bislang enthält aber selbst ein Mittelformat Dia in 64xBase Auflösung eine Pro Photo CD nur 4.100 x 6.100 Pixel.

Speicherung nach dem Containerprinzip

Diese Basiszellen bilden die kleinste Struktur: jede darüberliegende Hierarchieebene besteht aus n x m solcher Basiszellen. Der Unterschied zur Dateistruktur auf einer Photo-CD besteht in der logischen Verknüpfung der einzelnen Auflösungshierarchien nach dem OLE-Prinzip (Object Linking and Embedding). Jedes Pixel im Grobbild repräsentiert als Objekt die Gruppe der vier feiner aufgelösten Pixel in der nächst höheren Auflösungsebene; jedes dieser Pixel hat wiederum seine eigene Vierergruppe in der nächsten Hierarchieebene. Herkömmliche Bildformate speichern das Feinbild zeilenweise, während die Speicherstrukur von FlashPix nach dem Containerprinzip sozusagen ein Datei- oder Zuordnungssystem in jeder Datei enthält. Zudem können die Bilder wahlweise unkomprimiert, JPEG-komprimiert und monochrom-komprimiert werden, was im letzteren Fall eine Verdichtung von 4096:1 bedeutet.

Wie ein Blick durchs Fernrohr

Durch die dynamische OLE-Verknüpfung sind letztendlich immer nur soviele Pixel (zu 24 bit) im Netz oder im Arbeitsspeicher, wie auf dem Ausgabemedium gerade benötigt werden. Der Monitor wird so zum Okular eines Fernrohrs, das den Bilddatenraum absucht; das Fernrohr ist das Skript mit den Betrachtungsparametern. Zehn Versionen eines Bildes benötigen nicht wie bisher zehnmal soviel Speicherplatz, sondern nur wenig mehr als das Ausgangsbild, denn es wird stets nur mit einem Datenbestand gearbeitet, auf den verschiedene Skripts angwandt werden. FlashPix stellt weder an das RAM, noch an den Rechner noch an die Festplatte besondere Ansprüche: ein 16 MB-Rechner der 486er-Klasse oder ein gleichwertiger Mac genügen. 

FlashPix unterstützt mehrere Farbsysteme. Bei YCC und NIFRGB ist das Farbmanagement implementiert, sodaß Farbtreue über alle Anzeige- und Ausgabe-Systeme gewährleistet ist. Zusätzliche Dateifelder können zu jedem Bild Zusatzdaten etwa vom Advanced Photo System, dem neuen Kleinbildfilmformat APS, oder Copyright-Vermerke des Urhebers aufnehmen.

Mit der FlashPix-Architektur fallen die Hürden, die bisher für die Bearbeitung hochaufgelöster Bilder erforderlich waren: auch mit einem 8 MB-Rechner läßt sich eine Bilddatei mit 20 MB oder mehr bearbeiten. Zusammen mit einem Colormanagementsystem bedeutet dies die "Demokratisierung des Bildpublishing".

Copyright: Roland Dreyer 1998

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