A&S-Beiträge zum Color Management

Farbprofile selbst erzeugen:
Mit Windows 2000 wird ColorManagement populär

Farbmanagement ist so alt wie die Farblithografie: der erfahrene Scanneroperator, der in CMYK "denken" kann, macht nichts anderes. Erst die Diskussion um den standardisierten Workflow in der Vorstufe hat Colormanagement zu einer Technik gemacht, die eigentlich automatisch funktionieren sollte.

Warum Farbmanagement?

Die Tage der Druckvorstufe sind gezählt, in denen Bilder ausschließlich für den einen Druckauftrag gescannt werden. In der Medienvorstufe ist der Scan zunehmend zeitlich und produktionstechnisch losgelöst von der weiteren Verwendung  angesiedelt.

Nicht zuletzt wegen des veränderten Kundenverhaltens: der Kunde zahlt nur einmal für einen Scan und will die digitalen Bilddaten dann medienübergreifend einsetzen. Oder er liefert den Scan gleich selbst auf einer Photo CD oder von seiner Bilddatenbank.

Der Medienvorstufe bleibt dann gar nichts mehr anderes übrig, als den Workflow zu standardisieren und an seinem Anfang eine einheitliche Schnittstelle für selbst- und fremdgescannte Bilddaten anzubieten. Da ist es zum einen entscheidend, sich auf den richtigen Farbraum für die Speicherung festzulegen: nur CIELab oder weit besser noch das PhotoYCC der Photo CD bieten die Voraussetzungen, später alle Farbmöglichkeiten der Vorlage ausschöpfen zu können. Wer heute noch in CMYK oder im nicht standardisierten RGB speichert, verschließt sich ein für allemal Weiterverwendungen, in denen der erweiterte Bearbeitungsspielraum von YCC oder Lab notwendig ist. Für PhotoYCC spricht nebenbei bemerkt auch noch die auflösungsunabhängige Speicherung in den ImagePacs, die gerade bei der absehbaren Online-Verwendung digitaler Bildaten enorme Vorteile gegenüber einem "Flat File Format" wie TIFF hat.

Der andere wesentliche Punkt ist die Entscheidung für ein Colormanagement: im Workflow sollte es keine unterschiedlichen Pfade für unterschiedliche Eingabemedien mehr geben. Unsere hochspezialisierten Farbspezialisten sind einfach zu teuer für Standardprozesse: das lehrte spätestens die Billigkonkurrenz aus dem Ausland.

Mit dem ICC wurde Farbmanagement zum Standard

Erst 1993 gründeten eine Reihe von Industrieunternehmen, darunter Adobe, Agfa, Apple, Kodak und Microsoft, das International Color Consortium ICC mit dem Ziel, einen offenen, hersteller- und plattformunabhängigen Standard für den Austausch von Farbdaten und zwischen Anwendungsprogrammenen auch über Betriebssystemgrenzen hinweg zu schaffen.

Die ICC-Profile sind seitdem essentieller Bestandteil eines Color-Management-Systems (CMS). Das ICC-Profil ist wie ein Fingerabdruck eines Geräts zur Aufnahme und Wiedergabe von Farben: es beschreibt den gerätespezifischen Farbraum und die Farbfehler des Eingabegeräts, in dem es ihn bei einem Eingabegerät auf einen geräteunabhängigen Austauschfarbraum oder "Profile Connection Space" PCS abbildet  oder umgekehrt die "Übersetzung" vom PCS auf den Gerätefarbraum des Ausgabegeräts vornimmt und dabei dessen Farbverschiebungen berücksichtigt.

Als Profile Connection Space sieht der ICC-Standard den CIEXYZ-Raum von 1931 vor. CIEXYZ ist eineindeutig, also in beiden Richtungen eindeutig auf CIELab abbildbar. Im Austauschfarbraum lassen sich die Farbkörper oder Farbumfänge (Gamuts) der Geräte direkt miteinander vergleichen.

Wie umfangreich ein ICC-Profil ist, hängt ganz von den abzubildeneden Farbräumen ab. Ein Monitorprofil kommt mit neun Werten aus, da der RGB-Raum des Monitors mit einer einfachen 3x3-Matrix in XYZ umgerechnet werden kann. Bei einem Scanner sind dagegen die nichtlienaren Zusammenhänge nur über eine Tabelle (LookUp-Table) darstellbar, die einige Hundert Werte umfassen kann.

Auf die Rendering Intents kommt es an

Nun kommt das eigentliche CMS zum Zuge, in dem es den Eingabefarbkörper auf den - im Regelfall deutlich kleineren - Ausgabefarbkörper abbildet. Bei diesem Gamut Mapping gibt es vier verschiedene Strategien, die das ICC als "Rendering Intents" bezeichnet:

  • Absolute Colorimetric Rendering setzt nahezu identische Farbräume von Vorlage und Reproduktion voraus.
  • Relative Colorimetric Rendering erfolgt durch Gleichsetzung der Weißpunkte von sehr ähnlichen Frabräumen.
  • Perceptual ist wohl das meist gebrauchte Verfahren, bei dem durch Gamut Mapping und Angleich der Gradationen eine wahrnehmungsmäßig annehmbare Übereinstimmung von Vorlage und Druck angestrebt wird.
  • Saturation Preserving ist nur bei Vorlagen mit hochgesättigten Faben wie in Präsentationsgrfaiken sinnvoll.

Eine Voraussetzung für das CMS ist entweder eine CMS-fähige Applikation wie PhotoShop oder QuarkXpress, die über ein Modul (Plug-In) verügt, das ICC-Profile verarbeiten kann.

Oder besser noch ein Betriebssystem wie Sun OS, SGI OS, Apple OS oder jetzt auch uneingeschränkt Windows 98 mit ICM 2.0; Windows 95 hatte bereits beschränkte CMS-Fähigkeiten, konnte aber noch nichts mit CMYK anfangen. Unter Windows 98 und NT 5.0 hat etwa Adobe Photoshop vollen Zugriff auf das Image Color Matching ICM 2.0; unterstützt werden u.a. die Farbräume sRGB, RGB, CMYK, CIELab; die Technologie dazu stammt von Kodak.

Profile selbst erstellen ist nicht schwer

Während das eigentliche CMS in der Regel in der Applikationssoftware und/oder im Betriebssystem integriert ist, steht der Praktiker der Vorstufe vor der Aufgabe, seine eigene Hardware zu profilieren. Gerätetypische Hardwareprofile gehören zwar heute schon zum Lieferumfang vieler Scanner und Drucker, aber bezogen auf das einzelne Gerät gibt es immer leichte Abweichungen vom typischen Profil.

Hier kommen die Profil-Editoren zum Zug, mit denen individuelle Profile erstellt oder vorhandene Profile feinjustiert werden können; letzteres ist im Regelfall bedeutend einfacher und zeitsparender, als die komplette Neuerstellung eines Profils. Vor allem zwei Komponeneten sind für die Kosten solcher Editoren verantwortlich: für die Profilierung von Eingabegeräten benötigt man kalibrierte Aufsichts- und Durchsichts-Vorlagen, sogen. Targets, nach dem Standard IT 8.x. Die Produktion solcher Targets ist nicht ganz billig.

Der zweite Kostenfaktor ist die Meßtechnik für die Kalibrierung der Ausgabegeräte: Monitorfarbmeßgeräte und Densitometer. Sie sollten nach Möglichkeit den Empfehlungen des Softwareherstellers entsprechen oder am besten gleich von Ihm bezogen werden, damit die Datenübernahme beim Ausmessen der mitgelieferten Testdateien möglichst einfach ist.

In jedem Fall lohnt es sich, das Schulungs- und Trainingsangebot des CMS-Anbieters zu nutzen, es ist auch oft schon im Preis von mehreren TDM enthalten. Das beste CMS nützt nämlich nichts, wenn man nicht richtig damit umgehen kann.

Auf einen Punkt sollten Sie bei der Wahl eines Profil-Editors Wert unbedingt Wert legen: die Fähigkeit, Verknüpfungsprofile (device link profiles) zu erstellen. Solche Verknüpfungsprofile beschreiben die Abbildungseigenschaften einer ganzen Prozeßkette und werden benötigt, um zum Beispiel einen Zeitungsdruck auf einem Proofsystem zu simulieren.

Copyright: Roland Dreyer 1999

Pfadfinder fürs Farbmanagement
ChromoAssist hilft beim Kalibrieren

Color Management gilt auch bei vielen Fachleuten der Druckbranche noch immer als Buch mit sieben Siegeln. Wer einen medienneutralen Workflow installieren will und/oder mit Photoshop ab 5.0 arbeitet, muss sich aber notgedrungen mit der Materie der ICC-Profile anfreunden.

Detlef Fiebrandt weiß als gelernter Tiefdruck-Reprofotograf genau, wo viele seiner Kollegen der Schuh beim Thema Farbmanagement drückt. Der erfahrene Trainer, Berater und Fachautor der Druckvorstufe wird praktisch täglich mit den praktischen Fragen der Farbabstimmung konfrontiert. Daraus entstand ChromoAssist: eine Werkzeug-CD samt Anleitung zum Kalibrieren von Monitoren, die seit März 2000 in der Version 2 vorliegt und sowohl für den Mac wie für den PC taugt. Die im Frühjahr 2000 veröffentlichten neuen DIN/ISO-Normen sowie der Medienstandard-Druck von BVD/FOGRA sind in dieser Version bereits berücksichtigt.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung besteht aus dem Handbuch, farbmetrisch übereinstimmenden Testbildern als Offsetdruck und als Photoshop-Datei, einer Vielzahl von ICC-Profilen, Hilfsprogrammen, Systemerweiterungen und weitere Basisinformationen zum Thema Farbmanagement.

Fast unentbehrlich für PhotoShop 5

Die farbmetrische Übereinstimmung der Bilddateien mit den Andrucken ermöglicht die Monitorkalibrierung unabhängig von den tatsächlichen Druckbedingungen. Über ein individuelles Profil kann jeder Druckprozess am Monitor weitgehend simuliert werden, ohne die Grundkalibrierung verändern zu müssen. Die ausgemessenen Offsetdrucke von ChromoAssist sind daher auch für reine RGB-Workflows eine nützliche Hilfe für die Monitorkalibrierung.

Ein Schwerpunkt der ChromoAssist-Anleitung ist das Farbmanagement in Photoshop 5. Viele Anwender fühlen sich in den zahlreichen Einstellmenüs von Photoshop ziemlich verloren, zumal sich gerade hier gegenüber der Vorversion 4.0 viel verändert hat. Fiebrandt erklärt nicht nur jedes einzelne Menüfeld ausführlich, er gibt auch gut begründete Hinweise, warum bestimmte Einstellungen anders als von Adobe empfohlen vorgenommen werden sollten.

So mancher Fachmann dürfte nach der Lektüre des Handbuchs mit Erstaunen feststellen, was er bisher alles nicht gewusst hat. Die Fülle der hier gebotenen Detailinformation weist den Autor als praxiserprobten Experten in Sachen Farbmanagement aus. Der Preis von DM 299,- (+ MWSt.) für die CD allein (PDF-Handbuch) und DM 349,- für die Version mit vierfarbigem Handbuchordner ist angesichts der gebotenen Leistung in Ordnung.

Wer sich die Kalibrierung von Monitor und Photoshop dennoch nicht selbst zutraut: kann sich den Autor für ein Tagesseminar auch in den eigenen Betrieb holen. Informationen gibt es im Internet auf www.publishing-info.de oder via Telefon: 0700/2255 77333.

Copyright: Roland Dreyer 2000

PDF-Version

Farbprofile für Monitor, Eingabe- und Ausgabesystem sorgen für eine möglichst originalgetreue Farbwiedergabe. GROSSANSICHT