Artikelserie Media Asset Management Teil 5: NexGen

Serie: Datenbanken für CrossMedia-Publisher - 5. Folge

NextGeneration bringt Verlage in die XML-Zukunft

In unserer Serie Mediendatenbanken stellen wir in loser Folge Programme vor, mit denen CrossMedia-Publisher ihre „Visual Assets“ verwalten können. Der 5. Teil dieser Reihe widmet sich dem Programm NextGeneration von multicom.

Nicht cross, sondern multiple sieht Anbieter multicom künftig das Media Publishing. Und schildert sein System NextGeneration, kurz „Ngen“ genannt, als eierlegende Wollmilchsau: „Ngen ersetzt Dokumenten-, Knowledge- und Content-Management System ebenso wie Bildarchiv, Agentur-, Redaktions-, Layout-, Produktions- und Workflow-Systeme. Ein Vergleich mit herkömmlichen Redaktionssystemen ist nur entfernt möglich.“ Der Kenner vermisst eigentlich nur noch das Customer Relation Management für den eCommerce.

NextGeneration bündelt mehrere Programm-Module und fremde OLE-fähige Software unter einer einheitlichen durchgängigen Benutzeroberfläche und einer durchgängige Workflow-Steuerung. Über das Photoshop Plug-In können auch die Freistellungspfade übernommen werden. Dahinter steht eine Oracle 8i Datenbank für multimediale Daten. Die Stichwort- und Volltextsuche und wird durch hierarchische Schlagwortbäume und integrierte Synonym-Wörterbücher unterstützt. Dass der integrierte XML-Editor „über einen mit QuarkXPress und InDesign vergleichbaren Funktionsumfang“ verfügt, traut man ihm auf Anhieb wirklich nicht zu. Das Layoutsystem mit Stylesheet-Editor sorgt jedenfalls dafür, dass eine Zeitungsseite nicht nur in PDF und PostScript, sondern auch im Internet und sogar am WAP-Handy ankommt.

Das System läuft clientseitig unter WindowsNT, serverseitig unter UNIX, WindowsNT-Cluster oder Novell.

Der Redakteur sammelt, managt, recherchiert und bearbeitet Informationen - auch Audio und Video -  aus einem unbegrenzt großen Datenpool unter der gleichen Oberfläche, die er nach eigenem Gusto gestalten kann. Die Recherche in diesen Daten erfolgt Browser-gestützt über vom Anwender pflegbare hierarchische Suchwortbäume und/oder mittels natürlichsprachlicher Suchdefinitionen, deren Suchergebnisse auch sinnverwandte Entsprechungen (Synonyme) ausweisen. Die natürlich ebenfalls mögliche Internet-Recherche ist über eine Firewall abgesichert.

Konsequente XML-Umsetzung

NextGeneration transportiert nicht nur Daten im XML-Format, sondern verwendet den XML-Standard auch für die interne Speicherung und Verarbeitung der Daten. Damit entfällt eine Konvertierung beim Importieren und Exportieren. Die gespeicherten XML-Daten sind dokumentenunabhängig und medienneutral für alle Medien und Produkte nutzbar. Durch die mit XML mögliche Trennung von Form, Struktur und Inhalt kann ein aktueller Inhalt automatisch in unterschiedliche Publikationen mit unterschiedlicher Gestaltung platziert werden, wenn deren Form erst einmal festgelegt wurde.

Die Ausgabeformate für das Web-Publishing sind HTML, PDF oder XML, sowie JPG, GIF oder PNG. Solange allerdings die Internet-Benutzer noch nicht durchgängig XML-fähige Browser einsetzen, sollte HTML für Internet-Publikationen verwendet werden.

Der Workflow Server steuert den Arbeitsfluss aller Produktionsprozesse und agiert zeit- bzw. statusabhängig. Er registriert jedes im System befindliche Objekt und ist jederzeit über dessen Eigenschaften informiert. Im Workflow-Designer legt man mit grafischen Symbolen und frei zuordenbaren Flussverbindungen für jede Publikation einen individuellen Workflow für die darin vorgesehenen Elemente und für jeden Datentyp fest. Während der Produktion werden dann die einzelnen Elemente automatisch von einem Bearbeiter zum nächsten geführt. Bei Terminüberschreitungen oder Mängeln erhält der für diese Stufe zuständige Mitarbeiter automatisch eine eMail, SMS oder eine direkte Bildschirmmeldung. Das System ordnet Elemente, die bei der Einbuchung mit einem Fälligkeitstermin versehen wurden, bei Eintritt des Termins der oder den vorgesehenen Publikationen zu.

Eine grafische Produktionsübersicht zur Terminkontrolle und Produktionsverfolgung zeigt in frei definierbaren Übersichten den jeweiligen Arbeitsfortschritt der einzelnen Objekte, Seiten, Anzeigen, Bilder, Grafiken, Texte an. Die Aktualisierung der Übersichten erfolgt automatisch unmittelbar nach einer Statusänderung.

Und das Media Asset Management ist auch schon drin

Über das zugriffsgeregelte Dokumenten-Management-System lassen sich Dokumente jeder Art, Größe und Menge nach unterschiedlichen Ordnungsprinzipien archivieren. Die Verschlagwortung kann über einen hierarchischen Suchwortbaum und/oder frei erfolgen. Recherchiert wird ebenfalls über diesen Suchwortbaum und/oder mittels synonymbasierter natürlichsprachlicher Suchdefinitionen, bei Text-Dokumenten und Bildlegenden auch im indizierten Volltext. Ausgewählte Rechercheergebnisse lassen sich per Drag & Drop in den aktuellen Arbeitsprozess übernehmen. Mit Visual Basic oder Java könne man die Suchmasken auch für das Knowledge Management umgestalten, meint der Anbieter. (Der Autor meint, dass die Geschichte mit dem Knowledge Management vielleicht doch noch etwas verzwickter ist.)

Der Agenturprozessor kann Daten von beliebig vielen Eingangskanälen zunächst nur für einen frei festlegbaren Zeitraum archivieren; diese temporären Daten können dann selektiv fest in den Datenbestand übernommen werden.

Das Information Warehouse für den Leser

In den Informationspool, dessen theoretisches Größenlimit bei vier PetaByte liegt, lassen sich auch Enzyklopädien, Branchenbücher, frühere Publikationen und Presseinformationen jedweder Herkunft einbinden. Dieser Datenpool kann auch interaktiv von Online-Lesern genutzt werden. Die feinstrukturierten XML-Inhalte der Datenbank ermöglichen die dynamische Erzeugung von personalisierten Webinhalten, die den vom Leser hinterlegten oder gerade eingegebenen Interessenprofilen entsprechen. Dabei lassen sich auch Anzeigen platzieren, die entweder in Bezug zu den angeforderten Informationen stehen oder dem (bekannten) Nutzerprofil des Lesers entsprechen.

Internet Online-Dialoge sind als zukünftige Erweiterungen für den Informationsservice übrigens auch vorgesehen. Mit der Online-Dialog Fähigkeit kann der Leser auf entsprechende Anzeigen oder Veranstaltungshinweise usw. reagieren. Im Dialog werden Anfragen und Bestellungen entgegen genommen, beantwortet, berechnet und quittiert. Das ist schon verdächtig nahe am Customer Relation Management.

Ein erfolgreicher Beta-Test von NextGeneration fand beim Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag in Flensburg statt: dort produzieren bereits neun Redaktionen mit „Ngen“. Bei der Neue Kronen Zeitung, Wien läuft derzeit die Installationsphase für das Multiple Media Content-Management-System, bei der Neue Presse Verlag GmbH, Passau beginnt sie demnächst.

Fazit: XML ist für die Zukunft der Zeitungsarbeit so unentbehrlich, wie die Mikrowelle für die moderne Küche. Das offenbar von Grund auf neu entwickelte Redaktionssystem NextGeneration reizt das Potential von XML voll aus und setzt die Online-Schiene kompromisslos und ebenbürtig neben die Printausgabe. Als Verleger sollte man es kennen gelernt haben.

Copyright: Roland Dreyer 2001

Multicom Gesellschaft für Computer- und Communikationssysteme mbH
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www.multicom-online.de
www.media-asset-management.de

Das klassische multicom Redaktions- und Produktionssystem wird bereits bei mehr als  60 Zeitungen und Zeitschriften eingesetzt. NextGeneration ist noch im Beta-Test.

Das 18-köpfige multicom Entwickler-Team führt auch Beratung, Systemkonfiguration, Softwareinstallation, Schulungen und Hotline-Service aus.